Die Leber ist mit rund 1,5 kg das größte innere Organ des Menschen und liegt im rechten Oberbauch, gleich unter dem Zwerchfell und in unmittelbarer Nähe zum Rippenbogen. Sie unterteilt sich in zwei Hauptlappen, wobei der rechte wesentlich größer ist als der linke. Das Lebergewebe setzt sich aus 50.000 sechsseitigen Leberläppchen (Lobuli hepatis) zusammen, diese bestehen aus insgesamt ca. 3 Milliarden Leberzellen (Hepatozyten). Jedes Leberläppchen besitzt einen arteriellen und venösen Zugang und pro Minute fließt über ein Liter Blut durch die Leber, dies entspricht rund 1500 Litern am Tag. Die Leber besitzt sehr vielfältige Aufgaben und ist an über 500 Stoffwechselvorgängen beteiligt. Sie produziert zum Beispiel täglich einen Liter Gallenflüssigkeit, stellt Eiweiße für das Immunsystem und Blutgerinnungsfaktoren her. Gleichzeitig reguliert sie den Blutzucker, baut Hormone und körperfremde Stoffe ab und entgiftet Alkohol, Medikamente oder Toxine. Darüber hinaus dient sie als Speicherort für einige Vitamine und Spurenelemente. Es gibt also viele Gründe die Gesundheit dieses lebenswichtigen Organs zu unterstützen.
Welche Anzeichen deuten auf eine überlastete Leber hin?
Die Redewendung „Müdigkeit ist der Schmerz der Leber“ resultiert aus der Tatsache, dass die Leber keine Schmerzrezeptoren besitzt und sie bei einer Überlastung somit auch keine Schmerzen als Signal oder „Hilferuf“ aussenden kann. Stattdessen leidet sie im Stillen und zeigt ihre Belastung durch ein allgemeines Krankheitsgefühl, Müdigkeit und Abgeschlagenheit oder Appetitlosigkeit. Im weiteren Verlauf ist eine Gelbfärbung (Ikterus) der Haut, Schleimhäute und der Augen möglich. Wassereinlagerungen im Körper, vor allem in den Beinen und im Bauchbereich, eine Vergrößerung der Leber (Hepatomegalie), Juckreiz am ganzen Körper, spezielle spinnennetzartige Hautzeichnungen (Spider-Naevi, Lebersternchen) und Blutbildveränderungen („erhöhte Leberwerte“) treten bei einer fortschreitenden Lebererkrankung in Erscheinung.
Neben der alkoholbedingten Fettleber (AFLD), bei der der übermäßige und regelmäßige Verzehr von Alkohol im Vordergrund steht, sind starkes Übergewicht, ein hoher Cholesterinspiegel oder ein allgemein ungesunder Lebensstil, als auch Diabetes Typ II die Hauptursachen für die Entstehung einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD). Schätzungen zufolge sind mittlerweile ca. 25-30% der deutschen Bevölkerung hiervon betroffen. Eine Fettleber kann sich im weiteren Verlauf entzünden und zu einer Hepatitis führen. Aus einer chronischen Leberentzündung kann sich eine Leberfibrose entwickeln, bei der vermehrt Bindegewebe in die Leber eingelagert wird. Sie stellt ein Übergangsstadium zur sogenannten Leberzirrhose dar. Die Funktionen der Leber sind in diesem fortgeschrittenen Stadium bereits stark eingeschränkt. Die Leber zeigt sich knotig und narbig verhärtet und die Leberschäden sind in den meisten Fällen nicht mehr reversibel.
Wege zu einer gesunden Leber
Der erste wichtige Schritt zu einer gesunden Leber ist der Verzicht bzw. die deutliche Reduktion des Alkoholkonsums. Eine unnötige Medikamenteneinnahme oder Genussgifte wie Nikotin sind zu meiden. Sehr wichtig ist die Nahrungsumstellung auf eine abwechslungsreiche Ernährung mit reichlich Gemüse und vielen Ballaststoffen, da eine Vielzahl an Pflanzeninhaltsstoffen aus unterschiedlichen Gemüse- und auch Obstsorten leberschützende und krebshemmende Eigenschaften besitzt. Der Verbrauch von schnell resorbierbaren Kohlenhydraten wie Industriezucker und Weißmehl sollte stark eingeschränkt werden und bei der Auswahl von fetthaltigen Speisen sind ungesättigte Fettsäuren aus Algen, Nüssen und hochwertigen Pflanzenölen den gesättigten Fetten aus tierischen Produkten vorzuziehen. Der Verzehr von panierten und frittierten Speisen ist deshalb ebenfalls ungünstig für die Gesunderhaltung der Leber. Neben einer optimierten Ernährung als wichtigsten Faktor, ist des Weiteren ein allgemein gesunder Lebensstil mit ausreichend Bewegung unerlässlich. Sportliche Betätigungen regen den Stoffwechsel an, regelmäßige Saunagänge und das Trinken von viel Wasser und Kräutertees können die Leber in ihrer Entgiftungsfunktion unterstützen.
Der Genuss von „leberfreundlichen“ Pflanzen, Kräutern und Gewürzen nimmt im Hinblick auf die Lebergesundheit ebenfalls einen großen Stellenwert ein. Es handelt sich dabei vorwiegend um Pflanzen, die Bitterstoffe enthalten, welche die Verdauungstätigkeit positiv beeinflussen können. Hierzu zählen zum Beispiel Löwenzahn und Chicorée, aber auch die Grapefruit enthält leberanregende Bitterstoffe. Die Artischocke hat ebenfalls einen positiven Einfluss auf das Leber-Galle-System und zeigt gute Resultate in der begleitenden Therapie von Lebererkrankungen [1]. Den Gewürzen Kurkuma und Ingwer werden ebenfalls positive Auswirkungen auf leberspezifische Parameter zugeschrieben [2][3]. Als eine sehr leberspezifische Pflanze sei zu guter Letzt die Mariendistel genannt. Die Früchte enthalten den Inhaltsstoff Silymarin, welcher sich zellschützend und regenerierend auf die Leberzellen auswirkt [4]. Silymarin wird in Form von Tabletten und Kapseln in phytotherapeutischen Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln eingesetzt.
Quellen:
[1] Efficacy of artichoke leaf extract in non-alcoholic fatty liver disease: A pilot double-blind randomized controlled trial
https://doi.org/10.1002/ptr.6073
Phytotherapy Research, 9. März 2018
[2] Ginger Supplementation in Nonalcoholic Fatty Liver Disease: A Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Pilot Study
https://dx.doi.org/10.5812/hepatmon.34897
Hepatitis monthly, 23. Januar 2016
[3] Water Extract of Curcuma longa L. Ameliorates Non-Alcoholic Fatty Liver Disease
https://doi.org/10.3390/nu11102536
Nutrients, 21. Oktober 2019
[4] Silymarin / Silybin and Chronic Liver Disease: A Marriage of Many Years
https://doi.org/10.3390/molecules22020191
Molecules 2017, 24. Januar 2017
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